Wissenschaftsjournalist
1963
„Das Ende des SSC hat wahrscheinlich nur die Einsicht in ein ohnehin unvermeidliches Debakel beschleunigt, denn um in den Bereich der Quantengravitation vorzudringen, müsste sie ein Gerät vom Typ SSC bzw. LHC bauen, das eine Billion km Umfang mit einer Kreisbahn von 1.000 Lichtjahren hat. Licht würde dafür einen Monat brauchen. Zum Vergleich: unser Sonnensystem hat einen Umfang von nur einem Lichttag.“
[9] frei nach Horgan John, Teilchen Metaphysik, Spektrum d. Wissenschaften (1994) S.54.2
„In aller Welt sind Forscher auf der Suche nach einer einheitlichen Theorie hochstrukturierter Systeme – vom menschlichen Gehirn über die Wirtschaft bis zu Computernetzen, doch die anfängliche Euphorie ist einer gewissen Ernüchterung gewichen…Als Mekka der Komplexitätsforschung hat sich das kleine Santa-Fe-Institut in New Mexiko – mit sechs fest angestellten Wissenschaftlern und 50 externen Fakultätsmitgliedern – im Jahrzehnt seit seiner Gründung hohes Ansehen erworben. Hier lassen renommierte Gelehrte den klassischen, als langweilig empfundenen Reduktionismus gänzlich hinter sich – die systematisch-begründende Rückführung komplexer Theorien, oder der gesamten Realität auf elementare Begriffe und Prinzipien; hier streben sie nach einer neuen vereinheitlichten Sichtweise der unbelebten Natur, des Lebens, des menschlichen Sozialverhaltens, letztlich des ganzen Universums.“
[13], [14] John Horgan, Spektrum d. Wissenschaften, Komplexität in der Krise (1995:9) S. 58
„Einige Teilnehmer – vorwiegend Institutsmitglieder – drückten die Hoffnung aus, mit wachsender Computerleistung werde auch die Fähigkeit zunehmen, Naturvorgänge umfassend vorherzusagen, zu kontrollieren und zu verstehen. Andere wie der Psychologe Roger N. Shepard von der Standford-Universität in Kalifornien waren skeptisch. Selbst wenn es gelänge, mit Computern die Kompliziertheit der Erscheinungen einzufangen, könnten die Modelle ihrerseits so kompliziert sein, dass sie sich menschlichem Verständnis entzöge.- Francisco Antonio Doria, ein brasilianischer Mathematiker, lächelte betreten und meinte: „Wir geraten von der Komplexität zur Perplexität. Niemand widersprach.“
[16] John Horgan, Spektrum d. Wissenschaften, Komplexität in der Krise (1995:9) S. 58
„An der Schwelle zum 21 Jahrhundert befinden sich die Naturwissenschaften in einer prekären Lage. Wir leben zwar in einer Welt, die in hohem Maße wissenschaftlich geprägt ist, doch nimmt die Skepsis gegenüber dem wissenschaftlichen Fortschritt und der wissenschaftlichen Vernunft immer mehr zu. Während viele Menschen in ihrem Alltag von der angewandten Forschung profitieren, fällt es den reinen Wissenschaften immer schwerer, ihr Tun der Öffentlichkeit zu vermitteln. Darüber hinaus stehen Naturwissenschaftler heute vor einem Dilemma, das sie ihren genialen Vorgängern zu verdanken haben. Vieles spricht dafür, dass die wissenschaftliche Revolution so erfolgreich war, dass es bei der Erforschung unserer Welt nun zwischen den subatomaren Quarks und den galaktischen Makrostrukturen nicht wirklich Neues mehr zu entdecken gibt.“
[25] John Horgan, An den Grenzen des Wissens. Siegeszug und Dilemma der Naturwissenschaften, Luchterhand (1996) Umschlagtext
„Diese Theorie sucht zu beantworten, warum wir bei der Beobachtung eines Quanten-Ergebnisses von den vielen möglichen Ereignissen immer nur eines feststellen. Everett zufolge teilt sich jedes Mal, wenn ein Teilchen aufgrund einer Messung eine Wahl treffen – etwa durch den linken oder rechten Spalt eines Doppelspalts gehen – muss, das gesamte Universum in zwei getrennte Universen auf; in dem einen Universum geht das Teilchen durch den linken Spalt, in dem anderen Universum durch den rechten. …
Wenngleich diese Hypothese lange Zeit als Science-fiction abgetan wurde, ist sie in einer modifizierten Version von Muray Gell-Mann von Califonia Institut of Technologie in Santa Barbara wieder aufgegriffen worden. Sie nennen ihre Version die Viel-Historien-Interpretation und betonen, dass die Historien eher Möglichkeiten als physikalische Gegebenheiten sind.
Gell-Mann, Nobelpreisträger von 1969, soll vorhergesagt haben, dass diese Vorstellung gegen Ende des Jahrhunderts die Diskussion beherrschen werde.“
[60] John Horgan, Spektrum der Wissenschaften, Quanten – Philosophie, Spektrum der Wissenschaften (1992:9) S. 90
„Man hat verschiedene Versuche unternommen, Komplexität ähnlich genau zu definieren und verspricht sich dabei besonders viel vom sogenannten Rand des Chaos. Die Grundidee ist, dass aus hochgradig geordneten und stabilen Systemen – etwa Kristallen – nichts wirklich Neues entstehen könne. Andererseits sind völlig chaotische Systeme, wie turbulente Flüssigkeiten oder heiße Gase, wiederum allzu formlos. Wahrhaft komplexe Dinge – Amöben, Aktienhändler und dergleichen – treten demnach stets an der Grenze zwischen starrer Ordnung und totalem Zufall auf.“
[79] John Horgan, Komplexität in der Krise, Spektrum der Wissenschaften (1995) S. 60
„Doch schon bald geriet die Supergravitation in mathematische Schwierigkeiten, die mit der Definition der Gravitation als Punkten zusammenhängen. Berechnungen mit punktförmigen Teilchen liefern – wie das Dividieren durch Null – unendlich große und somit nichtssagende Resultate. Durch die Eichtheorien hatte sich dieses Problem beim Elektromagnetismus und den Kernkräften umgehen lassen, aber die Gravitation mit ihrer Verzerrung von Raum und Zeit schien einen noch radikaleren Ansatz zu verlangen. Viele Physiker halten die Theorie der Superstrings für die Lösung. Ihre Anfänge waren eher bescheiden. Anfang der 70 – iger Jahre schlugen Theoretiker vor, die starke Kernkraft auf die Wechselwirkung saitenähnlicher Teilchen oder String zurückzuführen. Wie eine schwingende Violinsaite verschiedene Töne erzeugt, können die Vibrationen solcher Strings, die unterschiedlich stark wechselwirkenden Teilchen ergeben.“
[114] John Horgan, Spektrum d. Wissenschaften, Teilchen Metaphysik (1994, 4). S. 58